4. Tag: Kiel - Møn

Um 8:00 hat der Wecker geläutet. Wir haben es nicht eilig, als wir im Hotelzimmer unser Zeug zusammenpacken und in unsere Motorradsachen schlüpfen. Die Sonne scheint bei 22°C vom noch dunstigen Himmel und der imponierende Kieler Rathausturm grüßt freundlich zu uns herüber. Ein letztes Stoßgebet, dass es nicht wieder eineinhalb Jahre dauern wird, bis wir dieses hübsche Zimmer in Kiel beziehen können!

Wir haben kein Frühstück gebucht, denn wir wollen unterwegs eine Kleinigkeit finden und gleich los! Aber dann entspinnt sich ein so herzlich-lustiges Gespräch mit einer reschen Hotelangestellten über Dies und Das, dass wir noch einige Zeit vor dem Haus vertrödeln. Sie schenkt uns ein paar leckere Brötchen "auf die Hand" und natürlich anständig Kaffee dazu. Was für eine tolle Unterkunft und so liebe Menschen!

Es ist 11:00, als wir uns losreissen können und - unter deutlicher Missachtung eines gewissen Fahrverbots - auf direktem Weg über den Exerzierplatz zum Schützenwall und auf die B76 finden. >>Tschüss Kiel, bis bald! Die Bundesstraße hat die Anmutung einer Stadtautobahn und führt uns direkt aus der kleinen Stadt hinaus. Nun, Kiel hat etwa ¼ der Fläche von Wien und die Stadtgrenze ist von keinem Punkt weit entfernt.

Nur 10 km und schon düsen wir zügig auf der B202 ostwärts. Ah, diese Strecke kennen wir! Wir sind vor drei Jahren hier schon mal entlang gefahren. Beliebte Motorradstrecke in Schleswig-Holstein, wie man uns sagte, und tatsächlich treffen wir einige Motorradfahrer, die alle freundlich ´rübergrüßen. Es geht nun in sanften Bögen gemütlich dahin. Oft säumen alte Alleen die Straße und wir freuen uns über den Anblick der zahlreichen wuchtigen Häuser mit traditionellen Reet-Dächern!

Sentimental lächelnd rollen wir an einem bekannten Schild vorbei: "...an't Krüz". Hier am Rastorfer Kreuz verbrachten wir mal mit Svenja einen wunderbaren Nachmittag, als wir aus Norwegen zurückgekommen waren und ihre Islandreise kurz bevor stand! Hui, hier ist heute viel los! Aus den Augenwinkeln erkennen wir dicht an dicht gedrängt unzählige Motorräder in der Sonne glänzen: "Sehen und gesehen werden", das häufige Motto solcher Treffpunkte. Das ist in Deutschland nicht anders als bei uns!

Wir tuckern jetzt langsam durch wunderschöne Orte ganz aus Backstein. Leider herrscht hier Sonntag Mittag doch viel Verkehr und so finden wir in Bellin am Selenter See keine Möglichkeit, schöne Fotos zu machen. Was für ein pittoresk-malerischer Ort! Manch Einfamilienhaus wirkt wie ein aufgehübschtes Volkskundemuseum und nur die im Garten flatternde Wäsche an der Wäscheleine lässt erkennen, dass diese Schmuckstücke auch bewohnt sind.

Bei Oldenburg verlassen wir die gut ausgebaute B202 und nehmen kleine und kleinste Pfade. Wir haben keine Eile! Nun geht es sanft hügelig bergauf und bergab, an stattlichen Wirtschaftshöfen und ausgedehnten Pferdeweiden vorbei. Die Landschaft ist auf eine berührend einfache Art sinnlich und anmutig! Wir ziehen nun ganz alleine unsere gemächlichen Bahnen durch die Holsteinische Schweiz.

Man fand es offenbar im 19. Jhdt erfolgsversprechend, besonders schönen Gebieten den Namenszusatz des Alpenlandes zu verleihen. Marketing für den boomenden Tourismus. Alleine in Deutschland gibt es 103 Schweize! Hoffentlich waren die Fremden von den 167 Höhenmetern des Bungsbergs dann nicht enttäuscht! Der Vergleich mit der Schweiz hinkt (trotz der 220 Meter langen Skipiste von Schleswig-Holsteins höchstem Gipfel), aber das dachten wir uns auch damals, als wir durch die Sächsische Schweiz

Da, schau rechts! Angelika wirft gerade noch rechtzeitig Anker, um an diesem Sonnenbankerl auf der Anhöhe nicht vorbeizubrausen. Hier bleiben wir, der Platz ist perfekt! Wir paddeln die Transalps an den Straßenrand, um die Radfahrer nicht zu behindern, die hier schwungvoll bergab düsen. Wir sind in der Nähe von "Großenbrode". Hier breiten sich weite Felder aus und vor uns liegt das Meer! Blitzblau schimmert der Fehmarnsund dort unten und wir erkennen zahlreiche schneeweiße Segelboote, die über das Wasser flitzen.

Es ist warm geworden! Wir winden uns aus den Motorradjacken. Jetzt gibts Frühstück! Svenja hat uns gestern abends noch fürsorglich etwas Proviant in die Hand gedrückt und die Packung brennt längst ein Loch in den Tankrucksack. Hungrig reissen wir jetzt das Sackerl Schwedischer Zimtkringel auf und spülen den Inhalt mit unserem guten Zaubertrank hinunter. Das war lecker! Nun lümmeln wir auf der gemütlichen Bank und schauen entspannt in die Gegend und hinunter aufs Meer (>> Clip). Heftig beneidet von einigen Radfahrern, die auch ein Auge auf dieses Bankerl geworfen haben.

Nach einer angemessenen Zeit kurven wir die paar Kilometer hinunter zum Wasser. Wir können uns noch an 2018 erinnern, als man knapp hinter uns die Fehmarnsundbrücke wegen Sturms sperrte. Nun, diese Gefahr besteht heute nicht. Die Sonne blitzt vom tiefblauen Himmel, es ist nahezu windstill und die kleinen Böen auf dem "Kleiderbügel" werden durch eine Baustelle abgeschirmt. Wir tuckern langsam mit den vorgeschriebenen 30km/h hinüber nach Fehmarn!

>> Clip).Nur 13 schnurgerade Kilometer später halten wir in Puttgarden am Fähranleger. Hier ist eine Menge los! Wir stellen uns brav in einer langen Schlange an und zeigen unsere Tickets vor. Warum wir als Besitzer eines coolen Online-Tickets nicht den Selbst-Scan-Schalter genommen haben, wird ewig ein Geheimnis bleiben...

Wir sehen uns um. Da drüben feiern ein paar Dänen ein Fußball-EM-Ergebnis und tanzen enthusiastisch zur stürmischen Musik, die zwei Akkordeonspieler von ihrem Truck herunterspielen. Noch während wir grinsend zuschauen, geht es plötzlich los!

Wir sind ja schon in -zig Fähren in ganz Europa eingefahren, aber die hoch geschwungene Rampe der Scandlines ist jedes Mal wieder geil! Schwungvoll entern wir das Schiff. Wir sind die Ersten und rollen gleich ganz nach vorne. Meine Güte, wären doch alle Zurrgurte in Europas Fähren so sauber, geordnet und einfach zu laschen, wie diese hier! Zwei Handgriffe und alles passt. Was das manchmal für ein elendes Herumgefrickel ist!

Wir schnappen unsere Tasche und eilen hinauf in die Fähre. Wir haben nur 45 Minuten Zeit, aber da geht sich doch ein hübsches Essen aus? Schnell die Impfpässe gezückt und schon nehmen wir im kleinen Panoramarestaurant Platz und bestellen ohne Verzögerung.

Nur Minuten später serviert uns die ausnehmend höfliche Servierdame die Leckereien: Frikadellen für Didi und Backfisch und Smørrebrød für Angelika. Lecker, wenn auch bereits auf dänischem Preisniveau! Wir spülen alles mit einem starken Kaffee hinunter und laufen noch aufs Sonnendeck für einen ersten Ausblick auf Dänemark. Huch, wir sind gleich da!

Noch ein schnelles Erinnerungs-Selfie im blendenden Sonnenschein und schon eilen wir in den Frachtraum und befreien unsere Transalps. In einer langen Kolonne betreten wir in Rødby dänischen Boden (>> Clip). Klasse! Es ist etwa 15:00, als wir auf der R297 ostwärts bollern und die Insel Lolland durchqueren. Wir haben uns keine besondere Route zurecht gelegt. Die Insel Møn werden wir schon nicht verfehlen und wir haben viele Reiseberichte über Dänemark gelesen und uns einfach eine schöne Strecke abgekupfert und mit Leuchtstift in unsere Karte eingezeichnet.

Wir cruisen flott unter dem blitzblauen Himmel dahin, über flache Weiden und durch winzige bunte Dörfer. Dänemark ist wunderhübsch! Wir hatten schon den Verdacht, dass wir dieses kleine Land 2018 nicht ausreichend gewürdigt haben, aber wir finden uns bereits auf den ersten Kilometern bestätigt!

Wie schnell darf man eigentlich in Dänemark fahren? Wir haben keine Ahnung und halten 100 km/h für angemessen. Die Straßen sind so gut ausgebaut, so kurvenlos, so gut einsichtig! Was kann da schon passieren? Umso verblüffter sind wir, als wir zu einem veritablen Motorradunfall kommen. Der junge Mann sitzt verdattert am Straßenrand, sein schönes Bike in tausend Scherben kopfüber neben ihm. Wie ist denn das passiert?! Die Menschen, deren Gartenzaun er ruiniert hat, kümmern sich bereits um ihn und die "Politi" ist auch schon da.

Wir tuckern langsam und pietätvoll vorbei und fahren ab nun einen Tick vorsichtiger weiter. Wir bestaunen die vielen weißgekalkten Häuschen mit feuerroten Dächern an penibel gepflegten Vorgärten. Die ganze Region ist so sauber geleckt, dass man überall vom Boden essen könnte! Entspannt geht es auf der R271 durch die Insel Falster.

Schon stehen wir am klitzekleinen Fähranleger in Stubbekøbing. Ein Anblick aus dem Tourismuskatalog Dänemarks! Das hellblaue Wasser des Grønsund glitzert im Sonnenlicht und dekorative weiße Segelschiffe schaukeln sanft im Hafen. Wir kurven ein wenig ratlos herum, denn wir sind noch die einzigen Passagiere hier. Wo gibt es Tickets? Wann fährt die Fähre? Wo stellt man sich hier an? Geht sich ein Kaffee im Hafen-Imbiss aus? Die Situation klärt sich, als kurz darauf die alte "Ida" mit dem typischen Nageln eines Dieselmotors auf uns zusteuert. Dänemarks letzte kleine Holzfähre kurvt seit 62 Jahren über den Grønsund!

Generös lassen wir ein paar Radfahrern den Vortritt, nur um uns dann mit der brachialen Wucht von je 53 PS in die erste Reihe zu drängen. Das Zahlen gestaltet sich etwas mühsam, da das elektronische Kästchen just in dem Moment den Dienst versagt, als der schmuck gewandete Kapitän die Gebühr einfordert. Kurz vor dem Anlegen wird es dann funktionieren und wir werden 110 DK los, für zwei Motorräder plus Fahrer.

Nur 12 Minuten dauert die kurze Fahrt aber wir sind begeistert! Es ist sonnig, warm, idyllisch schön, wir lassen uns den Wind ins Gesicht blasen und wir schippern hinüber nach Bogø! Das ist viel besser als vor drei Jahren, als wir lustlos über die Autobahnbrücke da drüben düsten.

Beim Anleger in Bogø kaufen wir dem coolen Typen vom "Bogøbrød"-Imbiss kalte Getränke ab, die wir durstig in einem Zug leeren. Wir schwitzen mittlerweile ziemlich in unsere Motorradsachen, es hat 25°C, die sich viel wärmer anfühlen. Jetzt aber los, wir haben nicht mehr weit! Die winzige Insel Bogø ist mit einem schmalen Damm mit der Insel Møn verbunden und wir tuckern langsam über den schmalen Weg, um ja keinen Eindruck zu versäumen.

Um Punkt 17:30 erreichen wir unsere Unterkunft in der Nähe von Stege und werden von Claus und seinem lebhaften Hundewelpen Armani freundlich empfangen! Welch nette Geste, er bringt uns zur Begrüßung eine enorme Tasse leckeren Kaffee und eine Schüssel Schokolade! Wir richten uns gemütlich ein, denn wir bleiben drei Tage hier. Jetzt mampfen wir den ersten Teller Travellunch dieser Reise, bevor wir uns auf den Weg zum Meer machen.

Wir sehen die Ostsee bereits von unserer Terrasse aus und es ist nur ein kurzer Spaziergang zur Küste. Wir latschen ausgiebig den langen Strand entlang, können uns nicht sattsehen und machen viele Fotos. Die Faszination "Meer" wird wohl nie nachlassen!

Es ist ein einsamer Strand ohne Tourismus und ausser uns sind nur ein paar wenige Einheimische da, die hier nackig im Meer schwimmen. Unser Gastgeber wird uns morgen aufklären, dass Nacktbaden in Dänemark seit fast 50 Jahren der Normalfall ist - an den wenigen Plätzen, an denen es nicht erwünscht ist, ist es extra angeschrieben. "Das ist ein Plan für morgen", wie Angelika begeistert feststellt!

Wir sind müde, als wir im Abendsonnenschein um 21:30 unser Zimmer aufsuchen und ohne Verzögerung schlafen gehen. Gute Nacht, Møn!

Tageskilometer: 185 km

Hier geht es bald weiter: >> klick

Dänemark, wir kommen!

Danke

für den Dänemarkbericht. Das ist für mich ein unbekanntes Land und ich bin neugierig, was es dort zu sehen gibt!
LG Tom

Dänemark Tag 1

Die 100 durch Dänemark waren wirklich mutig. Die Politis sind nämlich sehr höflich, extrem korrekt, aber leider auch unnachgiebig. Meine Güte, was hab ich da schon an Strafen bezahlt. Live, bar und sofort vor Ort. Zum Glück haben sie heute ein Bezahlterminal im Streifenwagen.
Ich konnte ja nicht wissen, dass man im hochgelegten Pickup nicht über den Strand auf Rømø rasen darf, wenn hinten eine halbnackte Freundin vor Vergnügen kreischend auf der Ladefläche steht und sich am Überrollbügel festhält. Und ein anderes Mal ... Aber das ist eine andere Geschichte.
Schon ein wenig kleinlich dort.
Aber ihr habt euren wunderbaren ersten Tag in Dänemark schön beschrieben und prima fotografiert.
Die Terrasse eures Ferienhauses ist ja so groß wie meine Wohnung! Schön sieht das aus und erst der Blick. *soifz*
Freu mich auf den nächsten Tag.
Drück euch.
Svenja

Antw.:Dänemark Tag 1

Oh was fürn Glück, dass uns die Politi da nicht erwischt haben. :-))) Wenn die Strafgelder dort ähnliches Niveau wie in Norwegen haben, ist die Urlaubskasse schnell leer!

Pickup, Strand, halbnackte Freundin? Was für ein Kopfkino! Ich nehme an, es war irgendso ein Monstertruck? So ne richtige Machokiste? Hahahahaha! Wirklich kleinlich, die Dänen.

Ja die Terrasse alleine war wohl größer als unsere Wohnung in Wien und dann noch das süße Zimmer dazu. Ja, das war eine richtig hübsche Unterkunft bei Claus und seinem Hund. :-)

Küsschen
Geli

Antw.:Antw.:Dänemark Tag 1

Bei Gelegenheit zeig ich dir ein Foto :-)

KOMMENTARFUNKTION KAPUTT

Ich bin untröstlich, aber die KOMMENTARFUNKTION scheint beschädigt. Es wurden sogar schöne Kommentare gelöscht! :-(((
Beschwerde an den Host wurde eingereicht.

edit 5.8.: Serverprobleme sind gelöst, Kommentare sind wieder möglich

Mutig!

Moin, Moin,
Mit 100 Sachen durch Dänemark!! Mutig!! Lappen und Moppett habt ihr noch? Wahrscheinlich ist die Politik gnädig mit unwissenden Südis!
Ansonsten sind sie reichlich rigoros und ungnädig. So manchem haben sie das Fahrzeug beschlagnahmt!!
Hoffe mal, ihr habt euch rechtzeitig schlau gemacht, mit den Tempo Limits in Dänemark.
Tatsächlich habe ich bisher nur ein Unfall in Dänemark mit bekommen, und zwar auf einem Parkplatz als zwei dänische Mädels gleichzeitig ausparkten.. Und was machen sie, als sie ausstiegen? Sie lachen sich schlapp... Jo, so sind sie, die Dänen..
Nordischen Gruß
Wibi

Antw.:Mutig!

Oh, nix is passiert und irgendwann lasen wir ja dann doch die Begrenzungsschilder. :-)
Die Dänen sind ein so lustiges Völkchen!
Geli

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zuletzt aktualisiert am 17.4.2024